Subversive Gewichtsdarstellungen in Lena Dunhams »Girls« und Mindy Kalings »The Mindy Project«

(Ge)wichtige Körper

Von Bianca Fazio gestaltetes Cover der Doktorarbeit von Laura Fazio
Buchcover von Bianca Fazio

Worum geht es in »(Ge)wichtige Körper«?

Mit diesen Worten hat mich mein Promotionsbetreuer oftmals anderen vorgestellt. Manchmal ging mir diese Zusammenfassung gegen den Strich. Sie klang mir zu vereinfacht. Mittlerweile habe ich meine Meinung geändert. Ich muss dabei immer an das berühmte Zitat von Albert Einstein denken: „Wenn du es nicht einfach erklären kannst, hast du es nicht gut genug verstanden.“ In diesem Sinne hat mein Doktorvater das Thema meiner Promotionsarbeit dann doch sehr treffend zusammengefasst.

Wieso ist dieses Buch wichtig?

„Filme und Serien haben Einfluss darauf, welche Körper vermeintlich ›richtig‹ und welche ›falsch‹ sind, was als ›schön‹ und was als ›hässlich‹ gilt."



Welches Ziel verfolgt das Buch »(Ge)wichtige Körper«?

Wichtiger als das Thema meiner Promotion waren und sind mir die Ziele dieser Arbeit.

Ich wollte aufzeigen,

  • dass Übergewichtige diskriminiert werden und es sich dabei um eine der letzten gesellschaftlich akzeptierte Formen der Diskriminierung handelt
  • dass diese Diskriminierung nach wie vor zwar nicht ausschließlich, aber doch verstärkter Frauen betrifft
  • dass Filme, Serien, TV-Formate und andere Medienprodukte diese Diskriminierung nicht nur widerspiegeln, sondern verstärken
  • dass diese medialen Misrepräsentationen verheerende Folgen für übergewichtige Individuen und die Gesellschaft als Ganzes haben können und
  • dass es aber auch Medienprodukte gibt, wie z.B. die von mir analysierten Serien The Mindy Project und Girls, die auf unterschiedlichen Wegen dieser Diskriminierung entgegenwirken und damit Potenziale für Veränderungen eröffnen

Die Serien, die ich in meiner Arbeit analysiert habe (namentlich: Mindy Kalings The Mindy Project und Lena Dunhams Girls), sind für mich daher im Grunde Mittel zum Zweck und Anschauungsbeispiele. Mir geht es vielmehr um ein übergeordnetes, politisches Ziel: Über das Aufdecken der Missstände und das Aufzeigen von Auswegen möchte ich zur Veränderung beitragen.

Das sagen andere über mein Buch »(Ge)wichtige Körper«

Anna Kiehl
Anna KiehlShiatsupraktikerin und Expertin für Körperarbeit
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„Unterhaltsamstes wissenschaftliches Buch, das ich je gelesen habe. Komplizierte Sachverhalte einfach zu erklären und herunterzubrechen ist an sich schon schwer genug. Laura Fazio schafft es in ihrem Buch »(Ge)wichtige Körper« aber nicht nur zu erklären, sondern einem schwierigen Thema dabei auch noch Glanz zu verleihen. Sie beschreibt die Filmszenen so, dass man selbst beim Lesen eintauchen kann und fühlt dabei zu sein. Das ist große Kunst und macht das Verständnis so leicht. Die kritische Betrachtung der Themen Körpergewicht und Frauendarstellung sind am Puls der Zeit und könnten aktueller nicht sein. Ein informatives Buch, was ich äußerst gerne gelesen habe und unbedingt weiterempfehle!"
Sebastian Stoppe
Sebastian StoppeMedienwissenschaftler und Filmemacher
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"In »(Ge)wichtige Körper« beleuchtet Laura die subtilen und oft übersehenen Formen von Gewichtsdiskriminierung in Film und Fernsehen. Sie eröffnet eine tiefe Auseinandersetzung mit der Thematik, hinterfragt die gesellschaftliche Körperobsession als auch die daraus resultierenden Körpernormen in den Medien und zeigt auf, wie komplex die Mechanismen der Stigmatisierung in und durch Medien sind. Die Stärke des Werkes liegt in der detaillierten Untersuchung zweier exemplarischer Serien, die eben diese Mechanismen subversiv verkehren und dabei auch die Rolle der Autorschaft und die Rezeption durch das Publikum berücksichtigen. Ein Buch, das sich für die Überwindung von Stereotypen einsetzt."
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Was hat das Buch »(Ge)wichtige Körper« mit mir zu tun?

Ich kämpfe schon mein ganzes Leben mit meinem Gewicht und den damit einhergehenden Stigmatisierungen.

Phasenweise nehme ich bis zu 25 kg zu und wieder ab, und spüre dabei deutlich, wie ich von meinem Umfeld anders wahrgenommen werde. Dass ich sehr jung mit 32 an Brustkrebs erkrankt bin, ist zumindest in meiner Fantasie bezeichnend für das Problem, dass ich meinen Körper häufig als Gegner und nicht als Teil meiner Selbst wahrnehme. Der Weg zu einem positiven Körpergefühl ist nun einmal kein geradliniger Prozess, und immer wieder leide ich unter meinen eigenen körperbezogenen Vorurteilen und den negativen gesellschaftlichen Vorstellungen von Frauenkörpern. Das Thema und die Ziele meiner Doktorarbeit liegen mir aus diesen persönlichen Gründen sehr am Herzen.

Profilbild Laura Fazio mit Doktorarbeit
Meine Doktorarbeit hat einen persönlichen Bezug zu meinen eigenen Erfahrungen mit Gewichtsstigmatisierungen

Wer sollte das Buch »(Ge)wichtige Körper« lesen?

Ich glaube, dass den Lesenden, seien sie nun dick oder dünn, Männer oder Frauen, mit meinem Buch hier und da die Augen geöffnet werden.

Hand aufs Herz: Das Buch ist eine Doktorarbeit und damit eine wissenschaftliche Arbeit. Wissenschaftliche Arbeiten – egal aus welchem Fachbereich – weisen immer eine eigene Sprache und ein eigenes Fachvokabular auf. Fachfremden fällt das Lesen solcher Arbeiten daher meist schwer, weil schlichtweg der fachliche Wortschatz fehlt. Ich selbst habe bei der Recherche für meine Arbeit auch fachfremde Texte gelesen und mir damit nicht immer leichtgetan.

Trotzdem möchte ich stark dafür plädieren, dass sich die Lektüre auch für fachfremde Leser lohnt – eben weil die Ziele meiner Arbeit gesellschaftlich übergeordnet und politisch sind und weil ich glaube, dass den Lesenden, seien sie nun dick oder dünn, Männer oder Frauen, mit meinem Buch hier und da die Augen geöffnet werden. Und tatsächlich habe ich Teile meiner Arbeit auch schon vor fachfremden Publikum präsentiert und mit diesem Publikum diskutiert. Gerade weil das Thema global und von gesellschaftlicher Bedeutung ist, gab es immer eine sehr aktive Beteiligung an den Diskussionen und die unterschiedlichen Blickwinkel haben auch mir viele neue Denkanstöße geliefert.

Folgenden Zielgruppen würde ich mein Buch im Besonderen empfehlen:

  • Film- und Medienwissenschaftlern und Serienforschern, die sich entweder mit einem ähnlichen Thema beschäftigen (mediale Misrepräsentation von Personengruppen, Körperrepräsentation in Film und Serie, Subversion, Comedy, Groteske) oder aber methodisch ein ähnliches Ziel verfolgen und ebenfalls ein neues Konzept zur Serien- und Figurenanalyse entwickeln möchten
  • Forschende aus Kulturwissenschaft, Gender Studies oder Body Studies
  • Personen, die von gewichtsbezogener Stigmatisierung betroffen sind und/oder unter Körperbild- oder Essstörungen leiden
  • und natürlich auch Personen, die ihre Mitmenschen aufgrund von Übergewicht stigmatisieren (ich weiß: diese Personen zu erreichen ist schwierig bis unmöglich, aber die Gesellschaft würde von dieser Leserschaft am meisten profitieren.)

Wo kann ich dein Buch kaufen?

Mein Buch kannst du direkt im Webshop des Büchner-Verlags oder auf Amazon kaufen

Wie geht es nach der Buchveröffentlichung von »(Ge)wichtige Körper« weiter?

Wir müssen weiterhin Aufklärungsarbeit leisten und Medienkompetenz vermitteln

Die Diskriminierung oder Abwertung von Personen aufgrund ihres Körpergewichts oder ihrer Körperform (sog. Fat Shaming) ist noch immer allgegenwärtig – auch in den Medien. Wie ich in meinem Buch aufzeige, kann das mitunter verheerende Folgen haben. Ich bin aber trotzdem der Überzeugung, dass uns Verbote hier nicht weiterbringen werden. Zielführender ist es, Aufklärungsarbeit zu leisten und eine Medienkompetenz zu vermitteln: Den Menschen muss bewusst gemacht werden, dass und inwiefern bestimmte Übergewichtsdarstellungen in Filmen, Serien und anderen Medienprodukten diskriminierend und stigmatisierend sind und man muss ihnen aufzeigen, dass und wo es auch alternative Medieninhalte gibt.

Du möchtest dich mit mir austauschen oder hast eine Anfrage?

Ich freue mich darauf, dich kennenzulernen!

Bildnachweise:

SCREENING OLYMPIA, Bianca Fazio, 2020, Öl auf Leinwand, 80x100cm