LinkedIn ist eine eigenartige Plattform
Warum LinkedIn meine unliebsamste Social Media Plattform ist
LinkedIn ist wirklich eigenartig. Wer LinkedIn nicht kennt: Es handelt sich dabei um eine Plattform für Geschäftsleute, Fachleute und Berufstätige. Im Wesentlichen ist es ein soziales Netzwerk, das darauf abzielt, berufliche Beziehungen aufzubauen, Arbeitsmöglichkeiten zu entdecken, Fachwissen auszutauschen und sich über Branchentrends zu informieren.
Bereits seit vielen Jahren habe ich dort einen Account, nutzte ihn bis vor kurzem aber kaum. In meinem Arbeitslosenjahr während Corona habe ich dort mit Headhuntern, HRlern und Geschäftsführern geschrieben – allerdings nur per Chat. Beiträge anderer habe ich kaum kommentiert und gepostet habe ich sowieso gar nichts.
Bei mir löst das Social Media Netzwerk LinkedIn ein eigenartiges Gefühl aus. Irgendwie wirkt vieles unauthentisch, gedrosselt, inszeniert. Sicher: Auch Instagram und Co. sind maximal inszeniert: Leute räumen Plastikmüll vom Strand weg, kurz bevor sie ein idyllisches Sonnenuntergangsbild fotografieren und teilen oder sie sitzen gelangweilt in der Ecke eines Clubs, nachdem sie nur wenige Minuten zuvor ein Tanz- und Partyvideo gepostet haben. Aber LinkedIn ist nochmal anders: irgendwie unpersönlicher, steifer, kälter und berechnender – die Posts verfolgen eine klare Agenda und sind selten spontan oder spielerisch. Bei Firmenaccounts sind diese kopflastigen Postings auch irgendwie nachvollziehbar, aber auch in den meisten Beiträgen von Personenaccounts fehlt mir das Menschliche.
Ein Alien auf LinkedIn: Als ich begann Beiträge zu posten
Kurz nach meiner Brustkrebsdiagnose begann ich dann doch auch auf LinkedIn zu posten und bemerkte schnell einige eigenartige Reaktionen. Ich teilte meine Geschichte, die Phasen meiner Krebsbehandlung und meine Gedanken und das stets unter Einbindung meiner sozialkritischen und/oder arbeitsweltbezogenen Meinung. Die Posts erhielten, zumindest in meinen Augen, auch keine unwesentliche Reichweiten. Aber die direkten Reaktionen unter den Posts waren überwiegend verhalten. Stattdessen schrieben mich viele privat im Chat an, um sich nach mir zu erkundigen, meine Ideen zu befürworten, ihre Hilfe anzubieten oder selbst um Hilfe zu bitten. Am Abend meiner ersten Chemositzung hatte ich beispielsweise zwei junge Frauen bei mir sitzen, die sich im Nachgang zu meinem Eizellentnahme-Post auf LinkedIn über meine Erfahrungen mit mir austauschen wollten. Ein Familienfreund schrieb mir gar:
“Habe mir deinen Beitrag auf LinkedIn durchgelesen und wollte dir nur sagen, dass ich das genauso sehe. (…) Allerdings noch ein ungefragter Hinweis: Solch reflektiertes und ethisch wertvolles Denken auf LinkedIn zu äußern, kann zu Irritationen bei potentiellen Auftraggebern/Arbeitgebern führen. Am Ende sind dort alle in ihrer Arbeitsrolle unterwegs.”
Ein richtiger Hinweis. Trotzdem habe ich mich entschieden weiter zu posten (meine Antwort auf die Nachricht des Familienfreundes findest du übrigens am Ende dieses Beitrags).
Ein LinkedIn-Post, der zu einer Kettenreaktion an Entschuldigungen führte
Ich kann durchaus verstehen, dass meine LinkedIn-Beiträge nicht immer ganz einfach zu verdauen sind und irgendwie nicht zur Plattform „passen”. Manche sind zwar einfach nur offen und motivierend, aber andere sind auch stark kritisch und in wieder anderen Beiträgen bin ich schlichtweg sehr offensichtlich auf Krawall gebürstet. Ich denke aber, es ist in gewisser Weise „normal”, dass ich so agiere – immerhin befinde ich mich wiederum mit meiner jungen Brustkrebsdiagnose und meiner Arbeitslosigkeit in einer Ausnahmesituation, die alles andere als normal ist (mehr dazu kannst du auf meiner Über-mich-Seite nachlesen).
Die verhaltenen oder versteckten Reaktionen auf meine Beiträge geben mir immer wieder zu denken. Aber ich poste weiter, denn aus vielen dieser Beiträge ist auch sehr Positives resultiert. Ich versuche mich möglichst menschlich und authentisch zu zeigen. Das macht mich verletzlich, aber diese Verletzlichkeit kann Beziehungen, seien es nun private oder berufliche, hervorbringen, pflegen oder, ja, auch heilen.
Der nachfolgende LinkedIn-Post, zum Beispiel, hat in meinem persönlichen Fall eine kleine Kettenreaktion an lang aufgeschobenen Aussprachen und Entschuldigungen herbeigeführt und schlussendlich Konflikte aus dem Weg geräumt:
„2023 begann für mich ganz anders als alle Jahre zuvor. Anstatt mit Freunden und Familie Silvester zu feiern, ging ich noch vor Mitternacht schlafen und stand frühmorgens auf, um bei Sonnenaufgang am Wörthsee zu sein.
4 Stunden lang lief ich am Ufer entlang und dachte nach… über alles… vor allem aber über den überzogenen Stellenwert, den meine Arbeit mittlerweile in meinem Leben einnahm. Ich war ausgebrannt, übergewichtig, hatte stressbedingten Bluthochdruck und war meinen Kollegen gegenüber überheblich, streng und abweisend.
Ich wollte nicht mehr so weiter machen. Aber ich war so identifiziert mit meiner Arbeit und dem Unternehmen, dass es noch 5 weitere Monate dauern sollte, bis ich den Mut aufbrachte zu kündigen.
Am Tag meiner Kündigung stand ich weinend im Büro eines Kollegen. „Jeder, der dich kennt, konnte sehen, dass es dir nicht gut geht.“, waren seine Worte.
Ich arbeitete bis zum letzten Tag, lief zum krönenden Abschluss mit meinen Kollegen beim B2Run mit und wurde dann vom Management wortlos gehen gelassen.
Einen Monat später entdeckte ich den Knoten in meiner Brust.
Dieses Jahr war für mich beruflich gesehen eine große Lehre:
Ich arbeite gerne. Und ich arbeite gerne mit Menschen zusammen – vor allem, wenn diese für ihre Themen brennen und ich sie in ihrem Wirken unterstützen kann. Aber ich werde mich nie wieder als Feuerlöscher einsetzen lassen, während wissentlich und tatenlos dabei zugesehen wird, wie ich selbst dabei ausbrenne. Und wenn ich mich umsehe und umhöre, frage ich mich ernsthaft, wie viele New Work Benefits die Unternehmen ihren Mitarbeitern noch vor die Füße werfen wollen, bis sie verstehen, dass das niemals echte Beziehungsarbeit, empathische Unterstützung und respektvoll-wertschätzendes Miteinander auf Augenhöhe ersetzen kann.“
Entschuldigung 1: Eine ehemalige Studentin nimmt Kontakt zu mir auf
Eine unerwartete Vernetzungsanfrage auf LinkedIn
Diese Worte zu teilen hatte mich tatsächlich kurz Überwindung gekostet, denn der Post nimmt Bezug auf mehrere für mich Scham-behaftete Themen und macht mich sehr verletzlich. Weil ich aber meine Scham-Resilienz verbessern möchte (mehr zum Thema Resilienz und Scham-Resilienz, kannst du in meinem Artikel “Resilienz als Gemeinschaftslösung” nachlesen) und grundsätzlich hinter meinen Aussagen stehe, habe ich den Post dann doch veröffentlicht.
Einen Tag darauf fand ich eine Vernetzungsanfrage einer ehemaligen Studentin von mir auf LinkedIn. Ich war zugegebenermaßen skeptisch, denn: Wir waren nicht im Guten auseinandergegangen. Ich hatte sie zwar als intelligente, junge Frau wahrgenommen, doch wir waren innerhalb des Semesters häufiger aneinandergeraten. Wobei: Das trifft es eigentlich nicht. Wir wussten, was uns am jeweils anderen stört, aber waren außerstande, den Elefanten im Raum sinnvoll zu adressieren.
Der Konflikt
Was also war dieser Elefant im Raum?
Weil der Kurs keinen schriftlichen Leistungsnachweis erforderte, sondern nur einen mündlichen, hatte ich von den Teilnehmern Anwesenheit in den Sitzungen eingefordert. Ich wollte, dass die Studierenden keine Frontal-Vorträge halten, sondern interaktive Referate hielten – und für Interaktion braucht man nun einmal Teilnehmer.
Nun war es so, dass die besagte Studentin häufig im Kurs fehlte. Zwar entschuldigte sie sich jedes Mal vorab per Mail und nannte auch immer die Gründe für ihre Abwesenheit, aber diese lasen sich für mich im Subtext immer gleich: „Es gibt eine andere Veranstaltung, die ich priorisiere.” Das ärgerte mich sehr, denn nicht nur fand ich, dass die Studentin selbst von der regelmäßigen Seminarteilnahme sehr profitiert hätte, sondern ich empfand ihre Abwesenheit bei den interaktiven Referaten auch als äußerst unkollegial.
Also versuchte ich sie, recht dominant, zu ermahnen und das auch noch via E-Mail – ungünstig.
Einen Versuch das Thema persönlich zu lösen, hatten wir zu Anfang des Semesters unternommen und obwohl das Gespräch konfliktlos verlief, waren wir beide nicht besonders gut darin eine gemeinsame Lösung zu finden.
Das Ende vom Lied: Nachdem ich die Studentin wiederholt per Mail zur Teilnahme ermahnt hatte, beschwerte sie sich in einer langen E-Mail und im Namen des gesamten Kurses bei der Studiengangskoordination über mich. Ich war wütend, verletzt und enttäuscht. Bis zum Ende des Semesters sprachen wir kein Wort mehr miteinander.
Die Aussprache
Nun also hatte ich eine Vernetzungsanfrage dieser Studentin auf LinkedIn vorliegen. Ich nahm sie an und erhielt kurz darauf eine Nachricht. Und auf diese Nachricht folgten von beiden Seiten mehrere lange Sprachnachrichten auf WhatsApp.
“Ich glaube auch echt: Wenn ich diese ganze Vorgeschichte gewusst hätte, auch was du selber durchgemacht hast in den letzten paar Jahren, dann hätte ich auch vieles besser verstanden. Also wirklich: Dein LinkedIn-Beitrag hat für mich vieles jetzt auch in ein anderes Licht gerückt und ich fand es echt gut, dass du das geteilt hast.”, waren ihre Worte.
Ich war also mutig gewesen, hatte mich auf LinkedIn verletzlich gemacht und meine Überforderung in der Arbeit geteilt. Das wiederum gab der Studentin den Mut, Kontakt mit mir aufzunehmen, ihre eigene Überforderung in Studium und Arbeitsleben zu teilen und sich für ihre Beschwerde bei der Studiengangskoordination zu entschuldigen.
Letzten Endes fanden wir heraus, dass wir uns gar nicht so unähnlich sind:
- beide hatten wir in der Zeit unseres Konflikts gleich mehrere Jobs und Projektarbeiten versucht parallel zu jonglieren,
- beide hatten wir unsere Überforderung mit Frustration und Aggression zum Ausdruck gebracht und
- beide hatten wir in der nachfolgenden Zeit gelernt das Tempo herauszunehmen, uns auf unsere Familien und Freunde zu konzentrieren und nur ein Projekt anzunehmen.
Die Aussprache hat mir sehr gutgetan und ihr auch, wie sie mir mitteilte. Aber ihre Erzählungen über den Grund ihrer Beschwerde und wie sie sich danach gefühlt hatte, hatten mich ins Grübeln gebracht.
Entschuldigung 2: Ich suche den Kontakt zu meinem ehemaligen Kollegen
Auch ich schuldete jemandem eine Entschuldigung
“Ich muss auch ehrlich sagen: Ich habe auch oftmals nach dieser ganzen Sache daran gedacht, ob ich dir schreiben soll. (…) Eigentlich bin ich total die extrovertierte Person und mir fällt es auch überhaupt nicht schwer, wenn es einen Konflikt gibt, den anzusprechen (…) Aber ich habe mich auch schon in dem Moment nicht so super wohl dabei gefühlt und es tut mir echt Leid, dass ich nicht direkt zu dir gekommen bin und das direkt angesprochen hab. (…) Direkt danach habe ich mir auch gedacht: Das ist eigentlich echt scheiße, dass ich mich so verhalten hab und es nicht direkt mit dir geklärt habe.”
Das waren die Worte meiner ehemaligen Studentin, die mich zum Nachdenken gebracht hatten. Wie gesagt: Wir waren uns sehr ähnlich und ich bemerkte, dass ich im Grunde exakt dasselbe getan hatte – und zwar bei einem ehemaligen Kollegen von mir.
Der Konflikt
Dass mich meine Arbeit vollkommen in Beschlag genommen hatte und der Stress und die Überforderung mich krank gemacht haben, geht aus meinem LinkedIn-Post bereits hervor.
Das Kleinstunternehmen, für das ich zu dieser Zeit arbeitete, hatte die Anzahl seiner Mitarbeiter innerhalb von nur 4 Monaten verdreifacht. Jeden Monat kamen zwischen 3 und 5 neue Mitarbeiter, die von mir eingearbeitet werden sollten und: Ich sollte zwei komplett neue Abteilungen und zugehörige Produktprozesse aufbauen – und das möglichst schnell, damit Aufträge generiert werden konnten.
Nicht nur wurde ich als Mitverantwortliche für den Bereich Unternehmensentwicklung nicht in diese Entscheidungen involviert, sondern sie wurden mir auch noch erst kommuniziert, als die Mitarbeiterverträge und der Arbeitsantritt kurz bevorstanden. Hinzu kam, dass die neu eingestellten, zwar motivierten, aber jungen Mitarbeiter wenig bis keine Arbeitserfahrung hatten und wenn sie Erfahrung mitbrachten, dann aus einem anderen Bereich. Ich sollte also Abteilungen und Produkte in der Kollaboration mit Kollegen aufbauen, die erst einmal im Arbeitsleben ankommen mussten und ihren eigenen Abteilungsbereich sowie die zugehörigen Produkte selbst noch gar nicht kannten – eine Sisyphusarbeit wie sie im Buche steht.
Sisyphus ist eine Figur aus der griechischen Mythologie. Er erhielt für seine Taten eine ewige Strafe in der Unterwelt. Seine Aufgabe war es, einen Felsbrocken einen Berg hinaufzurollen. Jedoch rollte der Fels immer wieder herunter, kurz bevor er den Gipfel erreichte. Sisyphus musste dann von Neuem beginnen. Dieser Zyklus wiederholte sich endlos. Sisyphus' Name wird daher oft als Symbol für eine anstrengende, sinnlose und aussichtslose Aufgabe verwendet.
Ich war also restlos überfordert und hatte eine enorm kurze Zündschnur. Einen neuen Mitarbeiter hatte ich besonders auf dem Kieker. In meinen Augen war er damals viel zu langsam, recherchierte schlecht und verursachte mir damit noch mehr Arbeit. Ich versuchte meine Kritik, wie in dem Unternehmen üblich, betont freundlich zu äußern und erreichte damit: gar nichts. Denn meine Anmerkungen, die ich noch dazu nur Aufgabenbezogen im Projektmanagement-Tool-Chat hinterließ, brachten gar nicht herüber, was das eigentliche Problem war.
Irgendwann platze mir der Kragen und ich schrieb eine lange, emotional aufgeladene E-Mail an die Personalverantwortliche und die Geschäftsführung. Die Personalerin suchte erst das Gespräch mit mir und dann mit ihm. Einige Kritikpunkte nahm mein Kollege zu sich, andere wies er von sich. Insgesamt, so teilte mir die Personalerin mit, war er enttäuscht, dass ich mit diesen Problemen nicht direkt und persönlich zu ihm gekommen war.
Die Aussprache
Ich denke, es wird offensichtlich: Ich hatte exakt dasselbe getan wie meine ehemalige Studentin. Ich hatte aus lauter Überforderung die Fähigkeit zur klaren Kommunikation verloren, hatte den Konflikt nicht im direkten Gespräch versucht zu lösen, sondern hatte die Situation nach oben hin eskaliert und damit jemand anderes in Schwierigkeiten gebracht.
Noch dazu war mein Konflikt mit besagtem Kollegen nur ein halbes Jahr nach dem Konflikt mit der Studentin entstanden. Ich hätte es also besser wissen können. Diese fast komplette Deckungsgleichheit der beiden Situationen war mir aber erst jetzt, in der Aussprache mit meiner Studentin, schmerzlich bewusst geworden.
Ich beschloss es meiner Studentin gleich zu tun: Ich schrieb meinem ehemaligen Kollegen, erzählte ihm von meiner damaligen Überforderung und entschuldigte mich für mein Verhalten. Er nahm meine Entschuldigung dankend an, wir sprachen uns aus, lösten den Konflikt und gingen erleichtert ins Wochenende.
Meine Aussprachen sind zum Glück positiv verlaufen. Aber selbst wenn man sich verletzlich zeigt und beim Gegenüber damit auf Abwehr oder offene Ablehnung stößt, sollte man sich bewusst machen: Wenn man sich verletzlich und damit mutig zeigt, geht man immer stärker aus der Situation heraus.
Warum Mut und Verletzlichkeit so wichtig sind
Mut und Verletzlichkeit in der Sozialwissenschaft
Die kleine Kettenreaktion an Aussprachen und Entschuldigungen, die mein LinkedIn-Beitrag ausgelöst hat, zeigt: Verletzlichkeit und Mut gehen Hand in Hand. Das zeigt im Übrigen auch die Wissenschaft.
Die Sozialwissenschaftlerin, Bestsellerautorin und Rednerin Brené Brown, die sich auf die Vernetzung der Themen Verletzlichkeit, Mut, Scham und Empathie spezialisiert hat, definiert Verletzlichkeit als den Kern emotionaler Offenheit. Es ist die Fähigkeit, sich trotz Unsicherheit und Risiko authentisch zu zeigen. Mut, erklärt sie, entsteht aus der Fähigkeit, trotz der Angst vor Ablehnung, Scheitern oder Unsicherheit dennoch voranzuschreiten.
Unsicherheit und Angst, Risiko und Scheitern – in Browns Worten kommt die definitorische Nähe zwischen Verletzlichkeit und Mut klar zum Vorschein. Verletzlichkeit, betont sie, ist keine Schwäche, sondern eine Stärke, die es Menschen ermöglicht, echte Verbindungen einzugehen. Browns sozialwissenschaftlich-empirische Forschung hat außerdem gezeigt, dass sich Menschen, die sich erlauben, verletzlich zu sein, oft tiefer verbunden fühlen und das sowohl mit sich selbst als auch mit anderen.
Auch im Arbeitskontext sind Verletzlichkeit und Mut wichtig
Brown, die auch als Führungskräfte-Trainerin arbeitet, betont die Bedeutung der Verletzlichkeit auch im Arbeitskontext und speziell im Bereich des Managements. Führungskräfte und Manager, die sich erlauben, verletzlich zu sein, können eine stärkere und vertrauensvollere Beziehung zu ihren Teams aufbauen, denn: Wenn sich Führungskräfte selbst als fehlbar und verletzlich zeigen, fördern sie ein Umfeld, in dem Teammitglieder sich ebenfalls sicher fühlen und ohne Angst ihre Gedanken, Ideen und Sorgen äußern können.
Das soll nicht heißen, dass Führungskräfte Schwäche zeigen oder ihre Autorität verlieren müssen. Vielmehr geht es darum, eine authentische Verbindung zu den Teammitgliedern aufzubauen und eine Atmosphäre zu schaffen, in der Ehrlichkeit und Offenheit gefördert werden. Verletzlichkeit am Arbeitsplatz, besonders im Managementbereich, spielt eine wichtige Rolle bei der Schaffung einer positiven Arbeitsumgebung, in der Mitarbeiter sich wertgeschätzt fühlen und ihr volles Potenzial entfalten können.
„Verletzlichkeit im Arbeitskontext ist wichtig für ein positives Arbeitsklima, Mitarbeiter- potenzialentfaltung und Innovationskraft "
Ich bleibe weiterhin ein LinkedIn-Alien
Ich werde also weiterhin mutig sein und mich verletzlich zeigen – auch auf LinkedIn.
Dem Familienfreund, der mich richtigerweise darauf hingewiesen hat, dass meine Beiträge potenzielle Auftrag- und Arbeitsgeber abschrecken könnten, habe ich übrigens folgendes geantwortet:
„Danke, dass du meinen Post inhaltlich unterstützt und mir trotzdem deine ehrliche Meinung bzgl. Risiken mit potentiellen Auftraggebern nennst. Ich glaube aber: wer mit mir arbeiten möchte, der wird sich davon angesprochen fühlen. Tatsächlich habe ich am Sonntag erst eine solche Erfahrung gemacht und bin in Verhandlung für ein (…) Projekt Dank meines Posts. Viele klicken nicht auf ,Like‘, sagen mir dann aber privat, dass sie das gut finden. Und wenn dann daraus trotzdem ein Auftrag resultiert, ist das für mich auch in Ordnung.”
Quellen:
Brown, Brené: „Dare to Lead. Brave Work. Tough Conversations. Whole Hearts“, Random House UK: 2018.
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